Wir für die Region

Ungewöhnliches Tauschgeschäft zur Lernförderung

Beim „Tausche Bildung für Wohnen e.V.“ fördern junge Paten bildungsbenachteiligte Kinder in Duisburg-Marxloh und Gelsenkirchen-Ückendorf und können dafür mietfrei ein WG-Zimmer bewohnen. Die Vivawest Stiftung unterstützt das ungewöhnliche Projekt, das so gut ankommt, dass nun weitere WGs gegründet werden sollen.

Die einen suchen eine Wohnung. Die anderen benötigen Bildung und Zuwendung. Beides möglich zu machen – genau dafür steht das Projekt „Tausche Bildung für Wohnen e.V. “, das im Duisburger Stadtteil Marxloh 2012 startete und von der Vivawest Stiftung 2018 erstmals mit 10.000 Euro unterstützt wurde. Hintergrund dieser Initiative: Hier wird Studierenden, Bundesfreiwilligendienstleistenden, Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren und anderen engagierten Bürgern kostenlos Wohnraum zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug kümmern sie sich um benachteiligte Kinder des Stadtteils. „Ohne Bildung können wir keine Zukunft gestalten“, meint Stiftungsgeschäftsführer Dr. Schmidt. „Deshalb unterstützen wir gerne solche Maßnahmen, bei denen Kinder in unseren Quartieren die Möglichkeit bekommen, mehr Allgemeinbildung zu erlangen.“

WIN-WIN-Situation

Genau das wird bereits in Duisburg-Marxloh sowie in Gelsenkirchen-Ückendorf erfolgreich umgesetzt. So erhalten im Duisburger Stadtteil Marxloh mittlerweile bis zu 85 Kinder zweimal wöchentlich von ihren Bildungspaten Lernförderung. Und auch Ferienaktionen, Freizeitangebote und eine Samstagsbetreuung gehören zum Programm. So auch in Gelsenkirchen Ückendorf – dort wurde Anfang 2019 ein weiterer Standort des „Tausche Bildung für Wohnen e.V.“ auf der Breilstraße 25 eröffnet. „Der leerstehende Altbau in Sichtweite des Wissenschaftsparks war der ideale Ort“, sagt Uwe Goemann, Geschäftsführer der Stiftung. Er findet gut, dass hier gleich zwei Zielgruppen von der Unterstützung profitieren: die jungen Bildungspaten und bildungsbenachteiligte Kinder. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. „Das Ziel ist es, eine verlässliche Bezugsstruktur für Kinder und Familien im Stadtteil aufzubauen“, sagt auch Marie Angerer, die Standortleiterin in Gelsenkirchen, die sich über die VIVAWEST-Förderung freut. Denn der Stadtteil Ückendorf hat ein ähnlich pauschales Image wie Marxloh in Duisburg.

Coaches der Kleinen

Auch in Gelsenkirchen helfen die Paten bei Hausaufgaben und gestalten individuelle Lernförderungen und Freizeit- und Ferienprogramme für die Kinder. Jeder „Bildungspate“ kümmert sich wöchentlich um bis zu acht Kinder. Das Lernförderprogramm ist für die Kids kostenfrei. Dazu wurde das Erdgeschoss im Standort Gelsenkirchen zum Treffpunkt und Lernort umgebaut. „55 Kinder des Stadtteils kommen hier regelmäßig hin“, berichtet Standortleiterin Marie Angerer. Die meisten von ihnen gehen auf die Glückauf-Grundschule oder auf die Gesamtschule Ückendorf. „Viele haben einen Migrationshintergrund; einige haben Lernprobleme in der Schule.“ Dabei stellt die 24-jährige Standortleiterin auch klar, dass dies hier keine klassische Nachhilfe sei. „Unsere Lernpaten verstehen sich eher als Partner oder Coaches der Kleinen, „Wir wollen, dass die Kinder eine positive Einstellung zu ihrem Lebensumfeld bekommen.“

„Es macht Riesenspass“

Wie das in der Praxis aussieht? Meistens werden die ersten Kinder in der Woche gegen 14 Uhr gebracht. Sie stürmen dann sofort ins Spielzimmer. Der Ablauf ist festgelegt: Hausschuhe anziehen, Hände waschen, dann zunächst etwas Spielerisches, bevor es an die Aufgaben geht. Um die Kinder kümmert sich ein Team von Bildungspaten. Eine davon ist Greta Prinz, die beim Projekt mitmacht: „Das passte perfekt. Ich wollte ohnehin gleich nach dem Abitur zu Hause ausziehen.“ Jetzt leistet die gebürtige Essenerin ihren Bundesfreiwilligendienst in Ückendorf. Und wohnt genau eine Etage über ihrem Arbeitsort – mietfrei. Als vielseitig und herausfordernd beschreibt die Bildungspatin ihre Arbeit: Und: „Es macht Riesenspaß.“

Weitere STANDORTE in Planung

So können die Maßnahmen in jeder Hinsicht als Erfolg bezeichnet werden. Denn bei vielen Kindern, die über mehrere Jahre gefördert wurden – das zeigt die langjährige Erfahrung in Marxloh – gingen die Noten deutlich nach oben. „Die Nachfrage ist bei allen Beteiligten groß“, so Marie Angerer. „Deshalb suchen wir gemeinsam mit VIVAWEST hier in Ückendorf eine zweite Wohnung.“ Das Angebot für die Bildungspaten und die Kinder im Stadtteil soll langfristig erweitert werden. Die Vivawest Stiftung, zu deren satzungsmäßigen Zwecken auch die Bildung zählt, will „Tausche Bildung für Wohnen. e. V.“ gerne weiter unterstützen. Dazu Uwe Goemann: „Wir befinden das Projekt für gut und wichtig – dort wird von den Beteiligten tolle Arbeit geleistet. Am Standort Gelsenkirchen gibt es sicherlich noch Erweiterungspotenzial, das wir gerne prüfen. Und auch für Dortmund gilt ähnliches, wenn der Verein Interesse zeigt und Kapazitäten hat, Kinder in einer dritten Stadt zu unterstützen. Gerade in der Dortmunder Nordstadt rund um den Borsigplatz, wo VIVAWEST umfangreich investiert und modernisiert und sich die Vivawest Stiftung engagiert, wäre es vorstellbar eine Wohnung für das Projekt zur Verfügung zu stellen.
Seit 10 Jahren bündelt die gemeinnützige <link internal-link internal link in current>Vivawest Stiftung das gesellschaftliche Engagement von VIVAWEST. Mit der Unterstützung einer Vielzahl sozialer und kultureller Aktivitäten zur Förderung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens, Projekten und Initiativen aus der Jugendarbeit und Integrationsförderung steht die Vivawest Stiftung für das VIVAWEST-Motto „Wohnen, wo das Herz schlägt.“. Im Jubiläumsjahr stellen wir in einer Serie bis zum Jahresende einige Projekte und Aktivitäten vor, die von der Stiftung unterstützt, gefördert und initiiert werden.