Wir im Quartier

„Wie ein kleines Dorf“

Sanije Campigotto wohnt mit ihrer Familie in der Woldenmey-Siedlung in Dortmund-Derne. Ihr gefällt es gut im Quartier, dessen Gebäude als besondere Architektur der Nachkriegszeit gewürdigt wurden.

Fragt man Sanije Campigotto, was sie an ihrem Zuhause in der Woldenmey-Siedlung am meisten mag, fällt die Antwort unerwartet aus: „Schön ist, dass es hier so viel freie Fläche gibt“, sagt sie nämlich. „Das ist ein wunderschönes Gelände.“ Für Außenstehende überraschend, weil das Quartier zumindest auf dem Papier eine der typischen Hochhaussiedlungen aus den 60er-Jahren ist, in denen viele Menschen auf relativ engem Raum zusammenleben. Doch das tut Woldenmey keinen Abbruch, findet Sanije Campigotto, denn die Vorzüge wiegen das auf. „Der Park in unserer Siedlung ist so schön – anderswo würde man Eintritt zahlen, um so etwas zu sehen“, schwärmt sie. Seit mehr als 10 Jahren wohnt Familie Campigotto inzwischen in der Woldenmey-Siedlung. Wegen des Jobs von Ehemann Natalino verschlug es das Paar und seine zwei Kinder seinerzeit nach Dortmund. Zuvor hatten sie in Passau gewohnt, nachdem sie sich in Bielefeld kennengelernt hatten. Viel rumgekommen sind sie also.

Gutes Miteinander

Vielleicht hat das Sanije Campigotto zu ihrer weltoffenen Einstellung verholfen. Die nutzt der gebürtigen Albanerin auch in der Woldenmey-Siedlung, wo viele verschiedene Nationalitäten aufeinandertreffen. Doch das Miteinander klappt gut, fast jeder kennt jeden.  Für Sanije Campigotto ist es „wie ein kleines Dorf“. Auch über die Siedlung hinaus kennt sie viele Menschen in Derne. Früher hatte sie hier einen Secondhand-Laden, in dem es stets familiär zuging: Man traf sich, saß zusammen. Den Laden hat Sanije wieder aufgegeben – „zu viel Stress“ sagt sie. „Ich bin nämlich auch noch so eine Übermutter und bei mir zu Hause muss alles schön sein“, fügt sie erklärend hinzu. Inzwischen jobbt sie bei der Post und packt einmal die Woche bei der Caritas mit an. „Ich finde es schön, anderen Menschen zu helfen“, erzählt sie.

Gerne in Derne

Außerdem arbeitet sie mit daran, den Ruf von Woldenmey zu verbessern. Denn für viele ist es eben doch nur eine typische Hochhaussiedlung – und dann auch noch im Norden Dortmunds. „Man muss dem eine Chance geben, ich will nicht, dass alles immer nur schlechtgeredet wird“, insistiert sie. Deshalb ist sie im Förderverein „Gerne in Derne“ und erzählt zum Beispiel bei lokalen Veranstaltungen über die Vorzüge von Woldenmey. Die Besonderheiten der Siedlung sind auch von anderer Seite bestätigt: Die Verantwortlichen der Kampagne „Big Beautiful Buildings“ haben sie im Jahr 2018 wegen ihrer freundlichen Aufmachung und des nachbarschaftlichen Miteinanders im Rahmen eines Nachbarschaftsfestes als „Beispielhafte Bauten der 1950er- bis 1970er-Jahre“ ausgezeichnet.
  1. Was mögen Sie besonders an der Woldenmey-Siedlung?
    Insbesondere den Park. Anderswo zahlt man für so was Eintritt.

  2. Wie klappt das Zusammenleben hier?
    Im Großen und Ganzen verstehen wir uns gut.Wie überall gibt es aber auch hier schwarze Schafe.

  3. Was sagen Sie Menschen, die ihr Zuhause als typische Hochhaussiedlung abtun?
    Man muss dem eine Chance geben und nicht alles schlechtreden.