„Es ist derzeit sehr schwer für alle“, sagt Ayse Ertürk, Leiterin des Mehrgenerationenhauses Stadtteilzentrum Dahlhausen. „Die Stimmung im Stadtteil ist angesichts des Infektionsgeschehens sehr gedrückt. Viele gehen kaum noch aus dem Haus“, weiß sie. Genau in dieser Zeit sei es besonders wichtig, für die Menschen da zu sein. Nur wie, wenn doch persönliche Kontakte weitestgehend wegfallen?
Unterstützung beim Homeschooling
Ayse Ertürk und ihr Team haben bereits zu Beginn der Pandemie auf eine zunehmende Digitalisierung ihres Angebots gesetzt. Mit einer zusätzlichen Spende aus dem Corona-Budget der Vivawest Stiftung konnte die Einrichtung im Sommer letzten Jahres fünf Tablets anschaffen, die Kindern und Jugendlichen das Lernen erleichtern.
Eine weitere Spende über 2.000 Euro von der Vivawest Stiftung zum Jahresanfang wird jetzt u.a. für die Anschaffung von Headsets, Tischmikrophonen, Eingabestiften sowie einer Videokamera genutzt, um die Hausaufgabenhilfe per Zoomkonferenz durchführen und Tutorials aufnehmen zu können. Sieben Kinder aus dem Quartier nehmen dieses Angebot derzeit regelmäßig in Anspruch. Sie werden online und einzeln betreut. „Die Schulschließungen stellen die Eltern derzeit vor große Herausforderungen“, weiß Ayse Ertürk. Viele Familien seien technisch nicht entsprechend ausgestattet. Da hilft das Team des Mehrgenerationenhauses. „So schicken viele Mütter uns z.B. aktuell die Dateien mit den Schulaufgaben und holen sich die Ausdrucke später bei uns ab, da sie zu Hause keinen eigenen Drucker haben.“ „Es ist belastend, dass man sich nicht mehr trifft und mitbekommt, was in den Familien los ist“, beklagt die Einrichtungsleiterin. Um weiter mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben, nutzen sie und ihr Team verschiedene Online-Plattformen und Spiele-Apps für Gruppentreffen und Einzelgespräche sowie Spielenachmittage. „Hier können auch aktuelle Themen und Probleme erörtert werden und die Kinder und Jugendlichen fühlen sich nicht so allein.“
„Der Aufwand hat sich gelohnt“
Generell ist das Team des Mehrgenerationenhauses viel digitaler geworden. So werden z.B. auch Bastelanleitungen und Koch-Tutorials auf die Website oder die Social Media-Kanäle hochgeladen oder es werden online Aufrufe zu Mitmachaktionen gestartet. Und auch die letzte Ferienfreizeit im Herbst, die noch als Präsenz-Veranstaltung im kleinen Rahmen durchgeführt werden konnte, hatte neben dem Thema Klimawandel die Förderung der Kreativität und den Umgang mit neuen Medien im Fokus. „Es ist ein echter Quantensprung, wenn man bedenkt, was wir hier als Team im vergangenen Jahr alles dazugelernt haben: Wir haben Apps und Programme kennengelernt und uns mit viel neuer Technik vertraut gemacht“, sagt Ayse Ertürk. „Der Aufwand hat sich gelohnt: Unsere Angebote funktionieren einwandfrei und kommen gut an“, freut sie sich. „Und wir sind dankbar, dass wir mit der Unterstützung der Vivawest Stiftung neue Wege gehen können.“ Manch eine Nachbarschaftshilfe im Corona-Alltag funktioniert dennoch nach wie vor analog: So melden sich beispielsweise ältere, alleinstehende Nachbarn beim Mehrgenerationenhaus und bitten um Hilfe bei den Einkäufen oder bei handwerklichen Tätigkeiten in der Wohnung oder im Garten. Auch da sind Hausmeister Peter Krakau und das Team des Mehrgenerationenhauses zur Stelle. Vor Weihnachten oder auch zum Jahreswechsel konnten sich Familien kleine Päckchen mit Bastelutensilien, Spielen oder Süßigkeiten beim Mehrgenerationenhaus abholen.
Geben und Nehmen unter Nachbarn
Darüber hinaus wurde das Mini-Mehrgenerationenhaus als nachbarschaftliche Tauschbörse ins Leben gerufen. In einem kleinen Holzhaus vor der Einrichtung, dass die Kinder aus dem Quartier in einer der letzten Ferienaktionen selbst gebaut haben, werden Spiele, Bücher, Bastelmaterialien und Ähnliches gesammelt. „Jeder, der etwas übrig hat, kann es dort platzieren und anderen damit wiederum eine Freude machen“, erklärt Ayse Ertürk. Bisher läuft die Tauschbörse sehr gut, viele Nachbarn machen mit. „Es ist ein Geben und Nehmen“, freut sie sich. „Wir können die Situation nicht ändern, müssen alle noch eine Weile durchhalten, aber wir tun, was wir können, um den Menschen im Quartier ihren Alltag in dieser Zeit ein wenig leichter zu machen“, so ihr Fazit.