Wir im Quartier

Hof Wessels – ein guter Ort für nachhaltige Pädagogik

Vor 20 Jahren war es noch ein ramponiertes Gebäude, das zu verfallen drohte. Heute ist der Hof Wessels in Herten dank des bürgerschaftlichen Engagements ein schöner, lebendiger Ort für Mensch und Tier. So ist er auch für zahlreiche Kindergartengruppen und Schulklassen der Umgebung eine beliebte Anlaufstelle. Grund für die Vivawest Stiftung, die Beteiligten und ihre Arbeit zu unterstützen.

Wie kommt das Apfelstück auf den Kuchen? Das wissen die Kids einer Gruppe Hertener Kindergartenkinder, die gerade in einem Bauwagen auf dem Gelände des Hof Wessels Äpfel entkernen und klein schneiden, ganz genau. Heute gibt es zwar keinen Kuchen, sondern leckere Apfelchips, aber die Früchte dafür haben sie bei ihren vielen Besuchen auf dem Hof an den Apfelbäumen wachsen sehen. Sie sahen die erste Blüte, dann das Reifen am Baum, schließlich die Ernte und sehen nun, was man mit einem Apfel so alles Leckeres machen kann. Die Kleinen sind fasziniert – und wissen wieder ein bisschen mehr über die Natur. Sinn der Sache! Auf dem Hof lernen so pro Jahr etwa 3.000 Kindergarten- und Grundschulkinder spielerisch naturnahes Leben kennen. „Wir möchten den Kindern die Möglichkeit bieten, uns in regelmäßigen Abständen zu besuchen. Sie sollen den Hof so nicht nur als aufregenden Ausflug erleben, sondern sie sollen hier lernen, sich mit dem Hofleben zu verbinden. Also ganz praktisch begreifen, was aus ‚ihren‘ Blumen, Früchten, Kräutern und dem Gemüse im Laufe der Jahreszeiten wird“, so Hofleiterin Karina Spohr, die auch gelernte Pädagogin und Landschaftsgärtnerin ist. „Sie sehen so zum Beispiel, dass eine Sonnenblume, die im Spätsommer noch prächtig blühte, auch wenn sie längst verwelkt ist, den Vögeln hier im Herbst mit ihrem Kernen noch Futter bietet und weiter nützlich ist.“ Dabei zeigt Karina Spohr auf den großen Gemüse- und Kräutergarten des Hofes, in dem sich die Natur auf die Winterruhe vorbereitet.

Schafe, Hühner, Streuobstwiesen

Der Garten ist nur ein Teil dieses „Lern- und Erlebnisortes“, der sich über ein zwei Hektar großes Gelände erstreckt. Zwischen Langenbochum und Westerholt gelegen, ist der Hof Wessels nach arbeitsreicher Renovierungs-, Um- und Neubauzeit ein echtes Schmuckstück geworden. Zum Hof gehören ein Restaurant und ein Hofladen, beide verpachtet. Dazu Streuobstwiesen und Bienenstand, landwirtschaftliche Anbauflächen, große Wiesen sowie Spielflächen – und natürlich Tierweiden mit Hoftieren wie Hühnern und Schafen. Auf den Weg gebracht wurde dies alles 1999 durch die Hertener Bürgerstiftung, deren Gründungsurkunde vor rund 20 Jahren 39 Bürger und Bürgerinnen der Stadt unterzeichneten. Zweck und Aufgabe? Projekte zu initiieren und zu fördern, die in der Stadt Herten eine Kultur der neuen Arbeit schaffen und ein bürgerliches Engagement zur beruflichen Qualifizierung, Umschulung und sozialen Betreuung der betroffenen Personen für die Zukunft organisieren. So steht es in der Satzung – und so wird es bis heute umgesetzt.

Berufliche Bildung und Perspektiven

So ist der Hof ist nicht nur für die umliegenden Schulen und Kindergärten eine regelmäßig frequentierte Institution – täglich kommen zwei bis drei Gruppen –, sondern hier gibt es auch verschiedene Maßnahmen beruflicher Bildung für Erwachsene. Ob mit Praktika, einem Werkstattjahr oder als festangestellte Mitarbeiterinnen. „Wir sind beispielsweise auch eine Anlaufstelle für Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, die ihren Schulabschluss nachholen möchten, die eine Perspektive suchen“, beschreibt Karina Spohr. „Es ist auch eine unserer Aufgaben, langzeitarbeitslose Erwachsene zu unterstützen.“ So lernen auf dem Hof in unterschiedlichen Projekten, Jugendliche und junge Erwachsene, die in Schule und Ausbildung Scheitern erlebt haben, Arbeit, Kollegialität und Gemeinsamkeit neu kennen. Garten, Hof, Küche oder der Tierbereich bieten dafür unterschiedliche Möglichkeiten. Eine Chance, die viele gerne ergreifen – aktuell arbeiten auf dem Hof insgesamt 18 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Hälfte davon in solchen Projekten.

Stabilisierung der Arbeit

„Der Hof ist ein guter Ort, und hier wird wirklich eine tolle Arbeit geleistet – ob für die Kinder jeder Altersgruppe oder die jungen Erwachsenen“, ist Uwe Goemann, Geschäftsführer der Vivawest Stiftung, überzeugt. „Wir unterstützen die Arbeit hier projektbezogen schon seit einiger Zeit. Und haben uns in diesem Jahr entschlossen, den Hof Wessels nun mit einem regelmäßigen Budget von jährlich 5.000 Euro zu fördern.“ Eine Unterstützung, die auch die Vorsitzende der Hertener Bürgerstiftung, Jutta Haug, sehr freut: „Alles ist nur möglich, weil ehrenamtliche Helfer und Spender uns und unsere Projekte wie den Hof Wessels großzügig unterstützen“, so die ehemalige Europaabgeordnete, die den Vorsitz seit 2013 innehat. „Gerade auch solch regelmäßige Spenden, wie sie uns die Vivawest Stiftung seit 2019 zukommen lässt, sind sehr willkommen. Denn sie stabilisieren unsere Arbeit.“
Seit 10 Jahren bündelt die gemeinnützige Vivawest Stiftung das gesellschaftliche Engagement von VIVAWEST. Mit der Unterstützung einer Vielzahl sozialer und kultureller Aktivitäten zur Förderung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens, Projekten und Initiativen aus der Jugendarbeit und Integrationsförderung steht die Vivawest Stiftung für das VIVAWEST-Motto „Wohnen, wo das Herz schlägt.“. Im Jubiläumsjahr stellen wir in einer Serie bis zum Jahresende einige Projekte und Aktivitäten vor, die von der Stiftung unterstützt, gefördert und initiiert werden.