In ihrer syrischen Heimat hatte die Familie von Mahmud Mamo gerade ihre Eigentumswohnung fertiggestellt – dann brach Krieg aus. Statt fortan in den eigenen vier Wänden zu leben, mussten sie 2015 nach Deutschland fliehen. Für den heute 44-Jährigen, seine 42-jährige Frau Halima Kasem und ihre Kinder war das ein kompletter Neuanfang. Sie kamen nach Bottrop und wohnen heute zu sechst in der Otto-Joschko-Straße im VIVAWESTQuartier Prosper III, einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung. „Es war schwer, Deutsch zu lernen und wieder Arbeit zu finden“, sagt der Familienvater. Dank Kursen kann er sich gut im Alltag verständigen.
Gefragtes Handwerk
Vor allem der tägliche Austausch mit seinen Kollegen hat ihm dabei geholfen. In Syrien erlernte Mamo bereits mit 14 Jahren das Schneiderhandwerk – eine Fertigkeit, die es ihm auch in Deutschland ermöglicht, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu sichern. „Ja, schneidern, das beherrsche ich. Gerade heute habe ich zum Beispiel Kleidung für Apotheker angepasst und Hosenbeine gekürzt“, sagt er und lächelt. Zusätzlich arbeitet er als Hausmeister bei einem AWO- Kindergarten. „Gärtnern, reparieren, alles instand halten – auch das ist eine erfüllende Arbeit“, sagt er. Für viele Familien im Quartier ist das Stadtteilbüro eine beliebte Anlaufstelle. Auch dort ist Mamo ein bekanntes Gesicht – vor allem wegen seiner Schneiderkunst. „Mahmud hat sich sofort ehrenamtlich engagiert und Nähkurse angeboten – das kommt gut an. Das macht er auch jetzt noch, obwohl er so viel arbeitet“, sagt Nora Schrage-Schmücker, die Quartiersmanagerin und Seele des Stadtteilbüros. Und Halima Kasem helfe bei der Organisation der beliebten VIVAWEST-Ferienfreizeiten, insbesondere bei den Kochkursen. „Das ist gut für den Zusammenhalt in der Nachbarschaft.“
Große Wertschätzung Halima Kasem gefällt das Leben im Quartier: „Ich treffe regelmäßig die Nachbarinnen, wir kochen und tauschen uns aus. Unsere Kinder spielen und lesen.“ Mittlerweile bewohnt die Familie eine geräumigere Wohnung – die vorherige war für sechs Personen zu beengt. Bei der Suche unterstützte die Quartiersmanagerin die Familie, auch als Anerkennung für das ausgeprägte ehrenamtliche Engagement. „Ich bin dankbar, dass VIVAWEST freiwilligen Einsatz so wertschätzt“, betont Kasem. Die aktuelle Wohnung der Familie erstreckt sich über 100 Quadratmeter auf zwei Etagen. „Die Kinder haben eigene Zimmer“, so Mamo. Besonders schätzen er und seine Frau den kleinen Garten. „Dort bauen wir Tomaten und Zucchini an.“ Mit Stolz spricht er von seinen Kindern. Die älteste Tochter macht gerade ihr Abitur, während sein jüngster Sohn Dilda seit zwei Jahren den Kindergarten besucht. „Am besten finde ich Karneval und Halloween“, sagt der Fünfjährige. „Dann verkleiden sich die Kinder.“ „Von der Zeche zum bunten Quartier“ – so steht es mit Farbe auf einer Mauer in der ehemaligen Bergwerkssiedlung. Die Familie von Mahmud Mamo trägt mit ihrem Engagement täglich dazu bei.