Einleben mussten Beate und Lutz Höhner sich nicht, als sie vor einigen Monaten in ihre Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in der Gelsenkirchener Solarsiedlung Schaffrath zogen. „Wir fühlten uns sofort heimisch“, sagt das Paar. Der Schnitt sei, bis auf die zwei fehlenden Kinderzimmer, fast identisch mit dem der alten Wohnung. Und auch die Umgebung blieb. „Die Kinder waren aus dem Haus, und wir brauchten keine viereinhalb Zimmer mehr. Wegziehen war aber keine Option, wir wollten unbedingt hier im Grünen bleiben“, erzählt Lutz Höhner. Nur wenige Gehminuten weiter fanden sie ihre jetzige Wohnung. Eine Freundin aus der Siedlung hatte ihnen den Tipp gegeben.
„Unser Viertel hat dörflichen Charakter. Da spricht sich das eine oder andere schon rum“, sagt der 60-Jährige. Auch die Umgebung ist ländlich geprägt. Von ihrer Haustür bis ins Landschaftsschutzgebiet sind es keine 300 Meter, dort warten grüne Felder, gackernde Hühner, Pferdekoppeln und Bauernhöfe auf die Spaziergänger. So wie heute drehen die Höhners dort regelmäßig eine Runde. „Es ist so grün hier, und trotzdem wohnt man zentral und kommt überall schnell hin“, sagt der gebürtige Essener und zeigt auf die nahe gelegene Rungenberghalde. „Von dort oben hat man einen schönen Ausblick auf die gesamte Umgebung.“ Entstanden ist die Halde durch den Abbau in der benachbarten Zeche Hugo. Letztendlich geht auch der Bau der Siedlung auf das ehemalige Bergwerk zurück. In den 1950er-Jahren wurden in der Bauernschaft Häuser für die Bergleute gebaut, nach und nach wuchs die Siedlung.
Höhner war selbst Bergmann, machte seine Mechanikerausbildung auf Zollverein in Essen, später wechselte er zu den Zechen Nordstern und Hugo. „Hier wohnen noch viele Bergleute, und natürlich hält man da mal ein Pläuschchen, wenn man sich sieht.“ Aber auch Familien mit Kindern leben im VIVAWEST-Quartier. Die Grundschule am Lanferbach und die Schule an der Gecksheide sind beide mitten im Viertel. Die Wohnungen der Solarsiedlung variieren zwischen zweieinhalb, dreieinhalbund viereinhalb Zimmern – „für jeden was dabei“, findet das Paar.
Nachhaltigkeit im Quartier
Zwischen 2001 und 2004 wurden die Wohnungen saniert, 2008 wurde die Fotovoltaikanlage installiert. Durch die mehr als 5000 Module konnten die CO2-Emissionen um 52 Prozent reduziert werden. Zudem errichtete VIVAWEST im Stegemannsweg eine Ladestation für Elektrofahrzeuge. Daneben steht ein Schaukasten mit aktuellen Informationen. „Wenn wir spazieren gehen, bringen wir uns dort auf den neuesten Stand“, sagt Lutz Höhner.
Trotz des Dorfcharakters wird im VIVAWEST-Quartier einiges geboten: ein Profi-Radrennen, ein Weihnachtsmarkt, ein Quartierstreffpunkt in der Giebelstraße oder ein Nachbarschaftsfest in der Kleingartenanlage „Glück auf“. Für einen Kleingarten fehlte Höhner durch den Schichtdienst immer die Zeit. „Macht sich ja nicht von selbst“, sagt er. Aber dafür haben sie einen schönen Balkon. Seine Frau stimmt ihm zu: „Wenn das Wetter gut ist, sitzen wir dort, genießen die Ruhe, hören den Vögeln zu und schauen ins Grüne.“